Dienstag, 25. August 2009

3. Runde

Halloween in Hemer - Die Rückkehr des Jürgen Meyers

Zarges,Stephan (2042) - Messarius,Jürgen (2208) [C02]
Stadtmeisterschaft Hemer (3), 22.08.2009
[Zarges,Stephan]


1.e4 e6 2.d4 d5 3.e5 c5 4.c3 Sc6 5.Sf3 Db6 6.a3 f6 7.b4 [ Siehe Runde 1: Die von Jürgen angedachte Killervariante war 7.Ld3 fxe5 8.dxe5 Sh6 9.Lxh6 Dxb2 und Weiß wird es nicht gelingen, die schwarze Dame zu fangen.] 7...cxd4 8.cxd4 fxe5 9.dxe5 Dc7 Schwarz setzt e5 unter Druck. 10.Lb2 Sh6 11.Ld3 Sf7 12.0–0 Guten Appetit!

Z-Messarius-Pos1

12...a6
Schwarz verzichtet auf den Bauern und spielt beengt aber solide. 13.Te1 g6 14.Sbd2 Lg7 15.Tc1 Ld7 16.Sb3 Lh6 17.Tc2 0–0 18.h4 um aktive Versuche wie g5 aus der Stellung zu nehmen. 18...Dd8 19.Sc5 Lc8

Z-Messarius-Pos2

20.Lc1 Nach der Partie fragte mich Bernd Kistner warum ich nicht einfach mit 20.Sxa6 einen Bauern eingesteckt hätte. Der Zug ist objektiv besser als mein Lc1. Ich hatte hier aber schon die Marschroute meines schwarzen Läufers im Kopf. Deshalb war mir nicht nach Bauernklau zumute; eine andere Idee ist 20.h5 20...Lg7 21.Lf4 Legt einen Zwischenstopp ein. Schwarz muss die Dinge auf sich zukommen lassen, da es an aktiven Möglichkeiten mangelt. 21...Se7 22.Sd4 Db6 23.Dg4 Sf5 24.Lxf5 Ich habe auch lange über 24.Sf3 nachgedacht. 24...gxf5 andersherum zu schlagen ist nicht besser. 25.Dh5 Te8 26.Tc3 Dd8 27.Tg3 De7 28.Tee3 bringt die letzte Reserve in Frontstellung. 28...Kh8 29.Tg6 sieht wunderschön aus und droht einiges aber hier und auch schon einen Zug vorher spuckt der Computer 29.Sxf5 mit Gewinn aus. 29...Kg8

Z-Messarius-Pos3

Jetzt ist scheinbar klar, dass Weiß opfern muss, um den Angriff fortzusetzen. Es fragt sich bloß wo. Dummerweise ging mir auch langsam die Zeit aus. Gegen das Qualitätsopfer auf e6 spricht, dass Schwarz seinen schlechten Läufer günstig abgeben kann und auch noch Entwicklungshilfe am Damenflügel erhält. Knobeln Sie es doch einfach mal selbst aus. Das Qualitätsopfer 30.Txg7+ beseitigt dagegen den guten schwarzen Läufer. 30...Kxg7 31.Tg3+ Kh8 32.Sf3 [32.Tg6 sollte stattdessen reichen um den Sack zu zumachen. Z.B. 32...Tg8 33.Tf6 Sd8 34.Lg5 De8 35.Th6 Dxh5 36.Lf6+ Tg7 37.Txh5] 32...Tg8 33.Sg5 Beide Spieler gingen davon aus, dass Schwarz nur mittels Rückopfer überleben kann. 33...Sxg5 Schwarz hat sich bisher sauber und zäh verteidigt, übersieht aber (genauso wie ich auch) 33...Tg7 mit unklarem Ausgang. Uups! 34.Lxg5 Txg5 35.hxg5 Ld7

Z-Messarius-Pos4

Nach insgesamt exzessivem Zeitverbrauch entschied ich mich nun schnell vom Modus "Romantik" auf "Buchhaltung" umzuschalten. 36.g6 Le8 37.Th3 Kg8 38.Dxh7+ Objektiv besteht kein Grund zum Damentausch. Aber ich hatte das sichere Gefühl, dass das Endspiel klar gewonnen ist. 38...Dxh7 39.gxh7+ Kh8 40.Sxb7 Die Zeitkontrolle ist überstanden. Die Bilanz ergibt 2 Mehrbauern plus guter Springer gegen schlechten Läufer. Schwarz könnte jetzt gut aufgeben. 40...Ta7

Z-Messarius-Pos5

Macht er aber nicht. Gute Spieler sind in dieser Beziehung mit Monstern aus Horrorfilmen zu vergleichen. Man sollte gut aufpassen, dass sie nicht doch noch mal aufstehen. 41.Sc5 a5 42.f4 axb4 43.axb4 Ta1+ 44.Kh2 Tb1 45.Tb3 Tc1 46.Sxe6 Lb5 47.Sd4 Lc4 48.Tb2 Kxh7 49.Sxf5 Kg6 50.Sd6 d4 51.b5 d3 52.b6 Überraschenderweise hat der Computer in der Analyse meiner Endspielführung nicht viel zu meckern. Aber jetzt sieht es so aus, als könnte er nochmal zurückkommen. 52...Tc2

Z-Messarius-Pos6

Kurz durchschnaufen und innehalten. Ich hatte noch 4,5 und er noch 2,5 Minuten auf der Uhr. Ich blieb ganz ruhig und entschied, ab jetzt nicht mehr mitzuschreiben. 53.Tb1 lässt sich auf gar nichts ein. 53...Ld5 54.b7 Txg2+ 55.Kh3 Lxb7 56.Sxb7 Te2 Das Brett war von einer Traube Schaulustiger umringt. Ich blieb weiterhin gelassen. Ein Zeichen für Coolness oder für zu niedrigen Blutdruck? 57.Sd6 Kh5 58.Kg3 Te3+ 59.Kf2 Th3 60.e6 Kg4 61.e7 Zu früh gespielt. Aber die Stellung verträgt schon längst auch schlechte Züge. 61...Tf3+ 62.Kg1 Tg3+ 63.Kf1 Tf3+ 64.Ke1 Te3+ 65.Kd2 Txe7 66.Tf1 Td7 67.Se4 Tf7 68.Ke3 Tf8 69.Tg1+ Kf5 70.Tg5+ Ke6 71.Sc5+ Kd6 72.Sxd3 Te8+ 73.Se5 Meine restliche Zeit reichte noch um den Bauern umzuwandeln und den schwarzen König am Brettrand einzuklemmen. Mit nur noch 30 Sekunden auf der Uhr war ich endlich für den Kopfschuss bereit. Jürgen hatte nur noch Sekunden, die er zum Gewinn durch Zeitüberschreitung ablaufen ließ. Die Sensation war perfekt. Zahlreiche Gratulanten beglückwünschten mich. Andreas Jagodzinsky sprach sogar von der schönsten Angriffspartie des Turniers. Auch wenn diese Perle kleinere Makel aufweist, bin ich doch stolz darauf, sie gespielt zu haben. 1–0

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