Dienstag, 25. August 2009

2. Runde

Gewinnwahrscheinlichkeit=100% ?

Was dem Golfer sein Handicap ist dem Schachspieler seine DWZ, d.h. eine Kennzahl, die die ungefähre Spielstärke beschreibt. Sie reicht von etwa 500 (=Anfänger) bis etwa 2800 (=Weltmeister). Sämtliche Turnierschachpartien werden vom Deutschen Schachbund ausgewertet. Die Spieler verlieren bei Niederlagen Punkte und auch bei einem Remis gegen einen schwächeren Gegner. Umgekehrt sammelt man mit Siegen und Remis gegen Stärkere selbst Punkte hinzu. Dieses auf Wahrscheinlichkeitsrechnungen beruhende System ist bei den Turnierspielern überwiegend anerkannt und beliebt.

Das Schweizer (Turnier-)System sorgt dafür, dass in jeder Runde etwa punktgleiche Gegner zusammentreffen. Bei erfolgreichem Turnierverlauf werden die Gegner in der Regel von Runde zu Runde immer stärker. Diesmal jedoch treffe ich auf einen Vertreter einer leichteren Gewichtsklasse (=Humor!). Das Ganze ist natürlich relativ zu sehen. Mit meiner Spielstärke bin ich auch nur ein Zwischenglied in der Nahrungskette des Turnierschachs. Aber mathematisch betrachtet, kann ich die folgende Partie gar nicht verlieren.

Hullmann,Günter (1239) - Zarges,Stephan (2042) [C45]
Stadtmeisterschaft Hemer (2), 22.08.2009
[Zarges,Stephan]
1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.d4 exd4 4.Sxd4 Lc5 5.Sxc6 Df6 6.Dd2 bxc6 7.Sc3 Se7 8.Lc4 Sg6 9.0–0 Se5 10.Le2 d6 11.a3 Der erste etwas fragwürdige Zug. Plant Weiß etwa b4? Davon möchte ich ihn nicht abhalten und verzichte deshalb meinerseits auf den guten Zug a5, der mir das Läuferpaar sichern würde.

Z-Hullmann-Pos1

11...Le6 12.Sa4 Lb6 [Besser 12...Ld4 weil etwa nach  13.c3 der Dame das Feld c3 versperrt ist] 13.Sxb6 axb6 14.Df4 [Unbequemer ist  14.Dc3 ] 14...Ta4 [14...Dxf4] 15.Dxf6 gxf6 16.f3 f5 [16...Lc4 17.Te1 Lxe2 18.Txe2] 17.b3 Ta8 18.exf5 Lxf5 19.Lb2

Z-Hullmann-Pos2


Der Weiße kann es sich leisten c2 ungedeckt zu lassen, da er mit f4 droht. Die weiße Stellung verdient wegen der besseren Bauernstruktur und dem Läuferpaar den Vorzug. Darüber hinaus kann es auf der offenen e-Linie gefährlich werden. Höchste Zeit also um wieder in den Hypnosemodus zu wechseln. Zunächst spiele ich 19 ...Tg8.
20.c4
Besser sofort Tae1. Ich muss ihm den Zug noch schmackhafter machen 20...Sg6 21.Tae1 voilà [21.f4 hätte den nächsten Zug verhindert] 21...Sf4 22.Ld3+ Weiß gibt das Abzugsschach, aber der Punkt geht wieder an die Hypnosekröte.

Z-Hullmann-Pos3

[Mit 22.g3 Kd7 23.Kf2 hätte er noch das Gleichgewicht halten können.] 22...Le6 23.Le4 d5 [23...Txg2+ geht auch:  24.Kh1 Txb2 25.Lxc6+ Kf8 26.Lxa8 Lh3 27.Tg1 Lg2+ 28.Txg2 Sxg2] 24.Lxh7 verliert sang- und klanglos. [Besser 24.cxd5 cxd5 25.Lc1 Sxg2 26.Lxh7 Sxe1+ 27.Lxg8 Sd3 28.Lh7 Sxc1 29.Txc1 Kd7 mit der Drohung f5 und besserem Endspiel für Schwarz] 24...Txg2+ 25.Kh1 Txb2 26.Tg1 Txa3 27.Tg4 Taa2 28.Txf4 Txh2+ 29.Kg1 Txh7 30.Tg4 Kf8 31.Tg2 Tg7 0–1

Die Partie zeigt, dass es nicht allein reicht der bessere Spieler zu sein. Dummerweise zeigt sie aber auch nicht, dass ich besser gespielt habe. Was soll´s . Mund abwischen und weiter geht´s...


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